Dienstag, 8. August 2017

Geburtsbericht (5)

Donnerstag, 6. Oktober (37+3)
Ich schlafe sechs Stunden am Stück wie ein Stein, obwohl das Baby der Zimmernachbarin wohl ziemlich unruhig war. So viel zum Thema "Es klappt nicht, weil ich abends keine Tablette mehr bekomme." Ich merke, dass ich langsam einfach eine Perspektive brauche, wie lange es noch mit der Einleitung probiert wird. Ich gehe bereits um 8 Uhr in den Kreißsaal und bespreche mit der Ärztin, dass ich ab heute nun doch das Gel statt der Tabletten bekomme und spätestens am Samstag eine Sectio gemacht wird.

Sie schreibt: “Pat. wünscht weiter Versuch Spontanpartus.”  Während des CTG kommt eine weitere Ärztin, die nach Rücksprache mit dem Chefarzt möchte, dass ich am Freitag erstmal nüchtern bleibe um dann kurzfristig zu entscheiden, ob noch bis Samstag mit der Sectio gewartet werden kann. Weil meine Entzündungswerte gestiegen sind (CRP 10,0; Leukozyten 8,4), bekomme ich nun wieder alle vier Stunden Ampicillin (was habe ich es vermisst). 
Das Gel brennt fürchterlich, wird aber nur alle sechs Stunden gegeben (statt alle 4, wie die Tabletten) und auch nur zweimal am Tag, immerhin. 
Ich bitte den Gatten, für Freitag Urlaub zu nehmen. Am Montag wird er in Elternzeit sein, so viel steht nun fest. Ich habe Bauchschmerzen und verbringe den Vormittag überwiegend dösend. Nach dem Mittagessen geht es um 14 Uhr wieder in den Kreißsaal zum CTG (Wehen alle 1-6 Minuten) und ich bekomme zum zweiten Mal das Gel. Ich habe sofort heftige Schmerzen, die sich wie Wehen anfühlen, ich vertraue aber meinem Gefühl nicht mehr so richtig.
Da ohnehin gerade Aufnahmestopp ist, bleibe ich im Kreißsaal und tracke meine Wehen per App. Die Hebamme notiert “Grav. bleibt im Kreißsaal, veratmet Wehentätigkeit stehend/gehend.”. Nach 1,5 Stunden schreibe ich dem Gatten um 15.30 Uhr, dass er ins Krankenhaus kommen soll. 
Um 16.30 Uhr ist der Muttermund 3 cm geöffnet, das CTG zeigt mittlere bis kräftige Wehen alle 4 Minuten. Der Gatte kommt direkt von der Arbeit und muss sich nun erst einmal umziehen. Die Hebamme gibt mir wieder Buscopan und schlägt vor, dass ich zur Entspannung in die Geburtswanne gehe. Ich bin seeeehr skeptisch, weil ich a) baden hasse und b) Geburtswannen für ein unnötiges Marketinginstrument halte. Dennoch willige ich ein und bin äußerst positiv überrascht, weil ich es unheimlich genieße. Geburtswannen sind nicht nur groß und lustig geformt, sie sind auch beheizt. Immer wenn ich denke, dass das Wasser langsam ein bisschen kalt wird, heizt sich die Wanne auf und es wird wieder muckelig warm. Zwischenzeitlich ist Abendbrotzeit. Die Hebamme holt mein Tablett und klaut von Dummypatientinnen noch ein bisschen was zusammen, damit es für den Gatten und mich reicht. Er füttert mich in den Wehenpausen, ich weiche ein und bin einfach nur glücklich, dass es endlich voran geht. Nach etwa zwei Stunden habe ich genug von der Wanne und möchte raus. 
Ich werde in riesige Handtücher gehüllt und ziehe mich wieder an. Beim CTG um 20 Uhr habe ich mittlere bis kräftige Wehen, jetzt alle 3-4 Minuten. 
Um 21 Uhr werde ich wieder untersucht. Der Muttermund steht nun bei 4 cm und ich bitte die Hebamme um eine PDA. Sie sagt mir, dass der Anästhesist gerade im OP ist und bietet mir stattdessen eine Infusion mit Dolantin an. Sie geht, um die Infusion vorzubereiten und ich merke, dass etwas nicht stimmt: Ich habe keine Wehen mehr. Ich bin am Boden zerstört. In den sieben Stunden zuvor war meine größte Angst, dass es wieder so ist wie in den letzten Tagen. Dass ich mir Hoffnungen mache und dann ist es doch wieder vorbei. Und genau das ist nun eingetreten.
Da die Kreißsäle immer noch gesperrt sind, bleiben der Gatte und ich dort und bekommen Decken, um auf dem Kreißbett die Nacht zu verbringen. Die Infusion wird mir trotzdem angelegt. Nach wenigen Minuten bemerke ich, dass die Braunüle nicht richtig liegt und eine Ärztin legt mir eine neue. Zum Dolantin bekomme ich außerdem wieder Ampicillin (CRP 8,3; Leukozyten 10,6). Ich weine immer wieder unkontrolliert und heftig. Der Nachthebamme sage ich, dass ich keine Kraft mehr habe. Ich will keine weiteren Optionen angeboten bekommen. Ich will einfach nur noch einen Kaiserschnitt.

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