Mittwoch, 30. August 2017

Geburtsbericht (Fazit)

Ich hatte immer wahnsinnige Angst vor einer Sectio. Meine Hebamme war beim Kennenlerngespräch schon alarmiert in Richtung Wochenbettdepression, weil ich in meinem Leben nicht immer ein glücklicher Mensch war (von "Depression" würde ich aber nicht sprechen). Außerdem hatte ich ja keinen alles verzehrenden Kinderwunsch, dafür aber starke Beschwerden in der Schwangerschaft und freute mich insgesamt nicht so sehr auf mein Kind, wie ich es mir irgendwann mal ausgemalt hatte. Und in Summe dieser Faktoren war mir absolut klar: sollte ich eine Sectio haben, klappt überhaupt nichts mehr. Dann baue ich ganz sicher keine Bindung zum Kind auf, Stillen funktioniert nicht und die Wochenbettdepression ist reine Formsache.

Samstag, 12. August 2017

Geburtsbericht (9)

9. Oktober 2016
In der Nacht weint das Baby sehr viel. Am frühen Morgen bin ich totmüde und verzweifelt und klingele beim Pflegedienst. Das Baby trinkt immer nur ganz kurz, schläft ein und wacht dann schreiend auf. Die Hebamme hat Erbarmen mit mir und nimmt mir das Baby ab. Beim Rumtragen beruhigt er sich aber das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich habe trotz Stillhütchen Schmerzen beim Stillen und stark gereizte Brustwarzen, sodass ich MultiMam Kompressen bekomme.

Freitag, 11. August 2017

Geburtsbericht (8)

Ich werde zurück zu meinem Bett in den Flur gebracht. Beim Umlagern verfängt sich irgendwo meine Infusion und mein wundervoller Venenzugang wird gezogen. Ich drücke geistesgegenwärtig auf das blutende Loch in meiner Hand und verhindere damit immerhin, dass ich alles vollblute. Mir wird noch im Flur ein neuer Zugang gelegt (jetzt nur noch rosa statt grün) und ich werde um 20.10 Uhr mit dem Aufzug zurück nach oben und in einen Kreißsaal gebracht, in dem der Gatte mit dem Baby auf dem Arm auf mich wartet. Ich bekomme die erste Targin Tablette (40/20). Mein Bett wird ein bisschen aufgerichtet, ich bekomme das Baby auf die nackte Brust gelegt und wir werden dick eingepackt. Es wacht zwischendurch auf und knurrt und guckt mit seinen winzigen zugekniffenen Augen durch die Gegend. 

Donnerstag, 10. August 2017

Geburtsbericht (7)

Als die Infusion abgedreht wird, hören die Wehen sofort auf. Mein Körper will einfach nicht und das ist jetzt okay. Die PDA behalte ich noch, sie soll für die Sectio verstärkt werden. Deshalb brauche ich einige Hilfe, als ich vom Kreißbett in mein eigenes Bett krabbeln soll. Ich werde auf das kabellose CTG umgestellt und ziehe mein OP-Outfit an (bzw. werde angezogen). Der Gatte informiert seine Eltern über die bevorstehende Sectio, ich sehe bei meiner Mutter davon ab, weil sie am Nachmittag arbeitet und sich keine Gedanken machen soll. Ich darf ab sofort nicht mehr trinken und warte. Erst gegen 18 Uhr kommt die Hebamme, um den Gatten und mich abzuholen. Als ich bei den Unterlagen in ihrer Hand das U-Heft meines zukünftigen Kindes sehe, das U-Heft eines Menschen, der erst noch geboren wird, wird mir so richtig bewusst, was gleich passieren wird. Die ganze Situation ist unwirklich.

Mittwoch, 9. August 2017

Geburtsbericht (6)

Freitag, 7. Oktober (37+4)
Die Nacht ist die Hölle. Ich schlafe kaum, habe immer noch unregelmäßig Wehen und muss ständig aufs Klo. Das Dolantin macht mich ganz wirr im Kopf und ich muss meine Hand in einer ganz bestimmten Position halten, weil die neue Grünüle schlecht sitzt und sonst nichts läuft. Immerhin schläft der Gatte einigermaßen. Um 6 Uhr kommt die Nachthebamme mit meiner neuen Ampicillininfusion und erneut Buscopan. Ich teile ihr mit, dass sich meine Entscheidung nicht geändert hat. Ich will eine Sectio, am Besten sofort. Sie verspricht mir, das so weiterzugeben und verabschiedet sich in den Urlaub.

Dienstag, 8. August 2017

Geburtsbericht (5)

Donnerstag, 6. Oktober (37+3)
Ich schlafe sechs Stunden am Stück wie ein Stein, obwohl das Baby der Zimmernachbarin wohl ziemlich unruhig war. So viel zum Thema "Es klappt nicht, weil ich abends keine Tablette mehr bekomme." Ich merke, dass ich langsam einfach eine Perspektive brauche, wie lange es noch mit der Einleitung probiert wird. Ich gehe bereits um 8 Uhr in den Kreißsaal und bespreche mit der Ärztin, dass ich ab heute nun doch das Gel statt der Tabletten bekomme und spätestens am Samstag eine Sectio gemacht wird.

Montag, 7. August 2017

Geburtsbericht (4)

Mittwoch, 5. Oktober (37+2)
Ich schlafe in dieser Nacht fast gar nicht, weil ich Schmerzen habe und das Baby nebenan so niedlich schmatzt. Beim CTG am Morgen sind die Wehen wieder so gut wie weg. Die Hebamme im Kreißsaal meint "Bei Ihnen geht es irgendwie eher nachts voran!" und ich bin stocksauer. Ich habe nun schon an zwei Abenden gute Wehen gehabt. Beide Male wurde ich dann ohne weitere Tablette weggeschickt und am Morgen habe ich gefühlt wieder von Vorne angefangen. Da ich sehr müde bin und Kraft für eine eventuelle Geburt tanken muss, soll ich im Kreißsaal ein bisschen schlafen, weil ich dort mehr Ruhe habe als im Zimmer mit dem Neugeborenen.

Samstag, 5. August 2017

Geburtsbericht (3)

Dienstag, 4. Oktober (38+1)
Ich kann kaum schlafen, weil ich Schmerzen habe, sodass ich um 4 Uhr wieder im Kreißsaal am CTG liege. Besonders mein Rücken macht mir große Schwierigkeiten und ich bekomme ein Kirschkernkissen. Der Muttermundbefund ist leider enttäuschend. Zwar ist das Gewebe total weich und der Kopf steht schön mittig über dem Muttermund, es steht aber immer noch ein Rand, der Muttermund ist nur einen cm geöffnet und der Kopf muss noch tiefer ins Becken sinken. Insgesamt brauche ich einfach noch viel mehr viel stärkere Wehen. Die Hebamme ist der Meinung, dass ich heute entbinden werde, aber eben nicht gleich morgens um 8. Ich bekomme Buscopan gegen die Schmerzen, gehe zurück in mein Zimmer und schlafe noch ein wenig. 

Geburtsbericht (2)

Montag, 3. Oktober (37+0)
Um halb drei Uhr morgens werde ich in meiner Wunschklinik (juhu!) aufgenommen und gehe erstmal in den Kreißsaal.
Es wird ein CTG geschrieben und die Hebamme bestätigt mit eigenem ph-Papier meinen Blasensprungbefund. Ich bekomme sofort einen Zugang und Ampicillin, weil das Ergebnis von meinem B-Streptokokken-Test ja nun noch nicht da ist. Das CTG ist soweit okay und ich gehe mit einer Ärztin zum Ultraschall. Der Fötus liegt in Startposition und hat noch reichlich Fruchtwasser. es geht ihm prima. Da es noch nicht nach Geburt aussieht, werde ich auf die Station verlegt und der Gatte darf nochmal nach Hause, um zu schlafen. 

Freitag, 4. August 2017

Geburtsbericht (1)

Ich habe diesen Geburtsbericht in erster Linie für mich selbst geschrieben, weil ich gemerkt habe, dass ich immer mehr Details vergesse und das irgendwie aufhalten wollte. Deshalb ist er gespickt mit medizinischen Details, für die sich außer mir wahrscheinlich niemand interessiert und die ich teilweise aus den Unterlagen entnommen habe, die ich von der Klinik angefordert habe (ich kann das übrigens nur empfehlen). Der Bericht ist außerdem ein Versuch, besser mit den Geschehnissen umgehen zu können. Ich leide noch immer sehr unter dem Verlauf der Geburt, der Bericht hat aber ein bisschen den Nebel gelüftet und ich kann besser einordnen, was genau eigentlich abgelaufen ist.Wenn irgendetwas unklar ist: fragt gerne nach.