Sonntag, 21. Februar 2016

#ivf

Tja, nun ist es so weit: ich schreibe einen Blogpost über meine Kinderwunschbehandlung. Beziehungsweise: über meine assistierte Reproduktion - denn einen Kinderwunsch im klassischen Sinne habe ich eigentlich gar nicht. Warum ist das so?


Dass ich, um Kinder zu bekommen, auf die Hilfe von Reproduktionsmedizin angewiesen sein werde, weiß ich schon seit sieben oder acht Jahren. Ich will jetzt hier nicht mit Diagnosen um mich werfen, das wäre mir zu privat. Ich weiß es halt. Das waren sehr lange, schwierige Jahre. Ich habe zu dem Zeitpunkt beruflich viel mit Kinderwunschpaaren zu tun gehabt und auch ein bisschen Zeit in einer entsprechenden Praxis verbracht und wusste daher sehr genau, was auf mich zukommen wird. Während der ganzen Zeit bis heute hatte ich immer wieder Panikattacken, dass es nicht klappt (Nur drei Versuche! Drei!). Immer wieder Verzweiflung, dass es ausgerechnet mich treffen muss. Immer wieder mal den Gedanken, dass ich bei einem Einnahmefehler der Pille (bzw. des Nuvarings, den ich aus Gründen der komfortablen Zykluskontrolle getragen habe) zusätzlich verhüten sollte, weil ich ja sonst... LOL. Werde ich nicht. Niemals. Und die Hilflosigkeit, weil ich absolut nichts tun konnte, außer zu warten. Und so gingen die Jahre ins Land, übrigens ohne, dass sich übrigens etwas nennenswertes an den Behandlungsmethoden geändert hat. Das war echt scheiße, ich bin zeitweilig durch die Hölle gegangen.
Bis zum August 2014. Der Gatte und ich haben uns (erneut) in einer Praxis für Reproduktionsmedizin beraten lassen und die Ärztin fragte uns, wann wir uns frühestens den Beginn einer Behandlung vorstellen könnten. Mit Blick auf unsere für August 2015 geplante Hochzeit sagte ich "in einem Jahr" und die Ärztin meinte "Wenn Sie in einem Jahr anfangen, haben Sie gute Chancen." Damit war für mich klar, dass wir nach der Hochzeit loslegen würden. Zur endgültigen Beurteilung des Uterus musste noch ein Ultraschall gemacht werden, wenn ich mindestens sechs Wochen nicht mehr hormonell verhüte. Ich habe den Nuvaring so getaktet, dass ich ihn nach den Flitterwochen rausnehme und einen Ultraschalltermin für sechs Wochen später vereinbart. Und dann ging es los. Ohne Kinderwunsch. Warum ich das so gemacht habe, hat mehrere Gründe.
  • Ich werde dieses Jahr 30 und dann sinken die ohnehin verhältnismäßig geringen Chancen einer Schwangerschaft durch IVF mit jedem Zyklus weiter ab. Ich will nicht in zwei oder drei Jahren einen Kinderwunsch haben, den ich dann nicht mehr erfüllen kann, nur weil ich zu lange gewartet habe. Und auch wenn es so gar nicht klappt, habe ich noch viel Zeit, mir Alternativen zu überlegen.
  • Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für ein Kind. Für mich ist diese Feststellung relativ dramatisch, weil ich nie in der Situation war oder sein werde "unvorsichtig" zu sein, oder es "drauf ankommen zu lassen". Es gibt zu keinem Zeitpunkt Unbeschwertheit, man kann nicht in den Kinderwunsch hineinwachsen. Möglich, dass wir ohne die Kenntnis über die limitierende Diagnose nach der Hochzeit aufgehört hätten, zu verhüten. Das werden wir nie wissen. 
  • Objektiv betrachtet ist unsere aktuelle Situation wie gemacht dafür, Kinder zu bekommen.
  • Ich denke, dass ich mir den Kinderwunsch möglicherweise einfach nicht erlaube. Weil ich ja weiß, wie schlecht meine Chancen sind.
Also kurz gesagt: wenn nicht jetzt - wann dann? Der Kopf hat entschieden. Das mag kalt klingen aber ich sehe es als großen Vorteil an. Ich habe noch keine zwei Jahre "üben" hinter mir, meine Beziehung hat noch nicht unter "Sex nach Zeitplan" gelitten. Ich denke nicht, dass das Auswirkungen auf den Behandlungserfolg hat aber ich gehe auf jeden Fall verhältnismäßig entspannt an die Sache. Weil lediglich der Kopf ein Baby will und das Herz nur zuschaut und freundlich nickt.

Im Moment sieht es so aus, als hätte ich die richtige Entscheidung getroffen, auch wenn ich es nicht so richtig glauben kann. Die Geschichte in Tweets, von Anfang bis heute, findet ihr hier unten. Ich weiß, dass ich von einem gesunden Baby noch unheimlich weit entfernt bin aber vielleicht hat sich das jahrelage Warten ja tatsächlich gelohnt.

Am 6. September 2015 habe ich den letzten Nuvaring entfernt.

Am 19. September 2015 hatte ich den Termin zum Ultraschall.

Den nächsten Zyklus konnten wir noch nicht starten, weil der Gatte zur Punktion auf einem Seminar war. Aber der übernächstewar okay und nach Jahren der Warterei ging es endlich los.

Am 9. Dezember wurde die Follikelpunktion durchgeführt.

Leider hatte ich eine Überstimulation, deshalb konnte kein Transfer im selben Zyklus gemacht werden, dennoch...

Dann aber war der stimulierte Zyklus extrem kurz, sodass ein möglicher Transfer in die Weihnachtsferien der Praxis gefallen wäre. Da war ich echt sauer.

Dann kam Weihnachten und dann Silvester. Und zwei quälend lange Zyklen. Und dann ging es endlich weiter.

Nach nur 8 Tagen erschien der erste, ganz ganz zarte zweite Strich.

Und gefühlte 78 Pipitests später war es dann tatsächlich so weit.

Unfassbar.

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