Freitag, 9. Oktober 2015

Hoch die Tasse!

Ich wurde auf Twitter von zwei Frauen gebeten, von meine Erfahrungen mit der Menstruationstasse zu berichten. Bevor ich jetzt aber eine seitenlange DM schreibe, blogge ich einfach mal darüber. Kann man ja mal machen. Bloggen. So alle paar Jahre.
Also: ich werde in diesem Artikel über die Menstruationstasse schreiben. Relativ schonungslos. Wer Probleme mit weiblichen Geschlechtsorganen, Blut oder der Kombination aus beidem hat: nicht weiterlesen. Echt nicht.

Okay, ihr habt es nicht anders gewollt.
Ich habe schon vor einigen Jahren mal von der Tasse gehört und fand den Gedanken im ersten Moment ekelig. Und als sie vor ein paar Monaten wieder in meine Wahrnehmung geriet, ging es mir genau so. Dann schob sich das Thema aber nach und nach immer häufiger auf meine Twitter-Timeline und ich las diesen sehr unaufgeregten Blog-Beitrag, dem ich vor allem eine zentrale Information entnommen habe: die Dinger werden Mainstream. Als ich also meinen vorerst letzten Nuvaring entfernte* und den Beginn meines ersten "echten" Zyklus erwartete, reifte in mir der Gedanke, dass ich, wenn ich nun schon regelmäßig und unplanbar menstruieren muss, wenigstens etwas neues damit ausprobieren will. Ich sah mir zur Vorbereitung noch dieses unheimlich nervige aber auch informative Video (Herzklappenqualität!) an und bestellte mir bei Amazon die Menstruationstasse mit den meisten/besten Bewertungen: den CozyCup (ich glaube aber, die sind sich alle ziemlich ähnlich).

Bis die Tasse bei mir angekommen war, war meine Blutung natürlich vorrüber, was aber eigentlich gar nicht schlecht war. Es schadet nämlich nicht, das Einsetzen schonmal ein bisschen zu üben. Meinen ersten Versuch startete ich im Liegen. Ich erhoffte mir davon einen besonders entspannten Beckenboden, was aber ein totaler Irrglaube war. Die Tasse wollte überhaupt nicht so, wie ich wollte, es zwickte und zwackte und ich hätte sie fast schon in die Ecke geworfen, habe es dann aber doch noch einmal auf dem Klo sitzend versucht, was deutlich besser klappte.

Von den drei in dem Video gezeigten Falttechniken habe ich mich von Anfang an an die "Muschel" gehalten, weil sie stabiler aussieht als die "Sieben" und sie im Gegensatz zum "Herz" eine schlanke Spitze bildet, die in ihrem Durchmesser einem normalen Tampon ziemlich nahe kommt. Das finde ich zum Einführen schon sehr hilfreich. Dennoch: ganz leicht ist das nicht. Um die Tasse gut platzieren zu können, muss sie die Muschelform so lange behalten, bis sie tief genug sitzt. Klar: ein Penis ist größer als eine gefaltete Menstruationstasse plus Daumen und Zeigefinger aber der hat auch keine Fingernägel. Mit ein bisschen Übung klappt das aber ganz gut. Anschließend muss noch mit dem Finger kontrolliert werden, ob sich die Tasse gut entfaltet hat. Manchmal spürt man zwar das "Plopp" aber ich gehe lieber auf Nummer sicher.

Nun sitzt so eine Tasse nicht so tief wie ein Tampon und ich stellte nach den ersten Versuchen fest, dass der Stiel erheblich zu lang für mich ist und so schnitt ich ihn nach und nach auf ein halbes Zentimeterchen zurück, damit er nicht rausguckt. Man braucht ihn aber ohnehin nicht: zum Entfernen einfach den Stiel greifen und rausziehen geht aufgrund des entstehenden Unterdrucks nicht. Man muss die Tasse unten zusammendrücken und dann wieder ein bisschen zusammenfalten (dann eher so in die Herzform). Ich bin mal ehrlich: beim Üben dachte ich noch: kein Ding. Aber wenn in der Tasse erstmal richtig was drin ist, ist das schon eine ziiiiemlich blutige Angelegenheit. Natürlich geht alles ins Klo aber dann sind da ja noch die Finger und ich sage mal so: man sollte schon ein einigermaßen entspanntes Verhältnis zu seinen Körperflüssigkeiten haben, wenn man über die Menstruationstasse nachdenkt.

Zum Reinigen kippt man also das, was noch in der Tasse ist ins Klo und dann... Übrigens feiere ich das Lunette-Video total dafür, dass es eine rote Demonstrationsflüssigkeit benutzt. Leider hat Menstruationsblut ja nicht wirklich die Konsistenz von rotem Wasser, sodass das Entleeren nicht annähernd so hübsch vonstatten geht, wie gezeigt. Im Idealfall hat man direkt neben sich ein Waschbecken, wo man die Tasse kurz reinwerfen kann, während man sich selbst säubert. Dann aufstehen, die Tasse im Waschbecken gründlich reinigen, wieder zurückwackeln und einsetzen. Und ohne Waschbecken? Wenn man z.B. auf einem öffentlichen WC ist und nicht mit der dreckigen Tasse aus der Kabine gehen möchte? Das Video empfiehlt "mit Klopapier auswischen". Klingt gut, unterschlägt aber ein bisschen die Tatsache, dass eine Scheide keine hohle Hand ist und die Tasse natürlich auch von außen ziemlich messy ist, wenn man sie entfernt. Kurz gesagt: die Trockenreinigung ist relativ aufwändig und verbraucht sehr viel Klopapier. Das nervt echt. Was an öffentlichen WCs übrigens auch nervt, ist das Einsetzen. Die Tasse macht beim Falten schonmal Geräusche, die eben entstehen, wenn Gummi auf Gummi reibt: es quietscht. Nicht laut aber wenn jemand in der Nachbarkabine sitzt... das war mir schon ein bisschen unangenehm.

Ich habe mittlerweile mal Sport mit starken Blutungen gemacht (Karate: viel treten in weißen Klamotten) und die Tasse hat absolut dicht gehalten. Schlafen ist auch kein Problem. Ich war bzgl. Stuhlgang ein bisschen besorgt (wo so Tampons ja schonmal die Biege machen) aber auch da: bombenfest. Was mich besonders begeistert ist, dass man die Tasse auch ohne bzw. bei ganz leichten Blutungen tragen kann, wenn man z.B. auf die Menstruation wartet. So hat man ein sicheres Gefühl, ohne sich am Ende des Tages einen trockenen Tampon aus der Scheide ziehen zu müssen, der dann lauter Fusseln hinterlässt. Die Vorstellung hat mir noch nie behagt. Oder auch schlimm: einen Tampon zu früh entfernen und sofort einen neuen einsetzen (müssen), der sich dann nach drei Zentimetern schon festsaugt. Die Tasse hingegen könnt ihr gerne alle zehn Minuten rausnehmen und wieder einsetzen, wenn ihr Spaß dran habt. Ist aber gar nicht nötig, da ist ziemlich viel Platz drin.

Fazit: wer mit sich, seinen Geschlechtsteilen und Blut einigermaßen im Reinen ist, sollte die Menstruationstasse unbedingt mal ausprobieren. Ich bin total begeistert!




*Später mehr dazu. Vielleicht.

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