Donnerstag, 29. November 2012

Lebenskomplikationen

Für mich war immer klar, dass ich nach dem Bachelor auch noch einen Master machen werde. Völlig klar. Alternativlos klar. Entsprechend groß war der Schock, als sich abzeichnete, dass aufgrund der unerwartet hohen Bewerberzahl kein Masterplatz für mich übrig sein würde. Ich habe meinen Bachelor mit 1,7 abgeschlossen und das ist meiner Meinung nach keine Note, mit der man um einen Platz bangen müssen sollte. Kurz vor Beginn des Semesters war dann aber doch klar: in zwei Wochen werde ich arbeitslos sein. Verfahren beendet. Kein Platz.


Tatsächlich war ich nach meinem Bachelorarbeitschreibdrama gar nicht so traurig darüber, mir das als deutlich schwieriger angepriesene Masterstudium zu ersparen und so habe ich mich für das Losverfahren gar nicht mehr angemeldet. Ich hatte allerdings das Problem, zuvor drei Jahre lang großspurig überall angekündigt zu haben, dass mir ein Bachelorabschluss nie und nimmer reichen und ich selbstverständlich einen Master machen würde. Peinlichpeinlichpeinlich. In der Uni musste ich von meinen Kommilitonen flächendeckend Mitleid ertragen, von der Familie die immer gleichen Fragen nach meiner Zukunftsplanung. Suchst du nach Stellen? Was könntest du denn machen? Was verdient man da? Du hast ja immer noch nichts, wie lange willst du denn noch arbeitslos sein?
Ich bin jetzt zwei Monate arbeitslos und finde das nicht schlimm. Zwei Monate sind nichts, erst recht nicht für Akademiker und schonmal gar nicht für Leute mit einem so speziellen Abschluss wie meinem. Ich bewerbe mich fast bundesweit und finde pro Großstadt null bis zwei Stellen. Dann suche ich in der nächsten Stadt, bis ich einmal ganz durch Deutschland durch bin. Dann beginne ich von vorne. Das dauert lange und ist sehr kraftraubend. Trotzdem macht es mir Spaß. Wenn ich keine Lust mehr auf Bewerben habe, dann gucke ich mir die möglichen Städte an: bei Googlemaps, bei Wikipedia, bei Immobilienscout. Es ist unheimlich spannend, wenn man so gar nicht weiß, wo es einen hin verschlagen wird.
Dennoch hätte ich natürlich gerne so langsam mal eine Perspektive und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich Anfang der Woche auf das Angebot eines Fakultätsmitglieds eingegangen bin, mir doch noch einen Platz im Master zu organisieren. Die Chancen stünden 50/50, dass seine Bemühungen erfolgreich wären. Gut, dachte ich, dann lasse ich das Schicksal nochmal eine Münze werfen. Gestern Abend kam das Ergebnis: kein Masterplatz, alles beim Alten. Wie sagt man: wer weiß, wofür es gut ist.

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